Wandern in Griechenland in meiner Heimat Asproula, eine tolle Idee haben wir vor 2 Jahren gedacht. Zum Glück ist es nicht nur eine Idee geblieben. Im November letzten Jahres haben wir über den Termin abgestimmt und Anfang 2018 wurde der Plan umgesetzt. Verbindliche Zusagen wurden eingeholt, der Flug gebucht, Mietwagen und Unterkünfte klar gemacht. Für die Region um Smolikas, mit 2.637 hm der zweithöchsten Berg Griechenlands im Pindos Gebirge, wurde eine Wanderkarte gefunden, für die Region um Asproula gibt es keine Karte. So wurden unsere Touren nur halb und grob geplant.

Wir waren 8 Reisende, Christian und Bobby, Günter und Ilse, Fred, Thomas, Michael und ich.

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Samstag den 21. April haben wir uns in Düsseldorf am Flughafen getroffen, von wo aus wir nach Thessaloniki geflogen sind. Wir hatten einen angenehmen Flug mit einer tollen Aussicht auf den Alpenhauptkamm. Der Himmel war wolkenlos. In Thessaloniki haben wir die gemieteten Autos abgeholt und sind losgefahren. Das erste Ziel war Samarina.
Auf dem Weg dorthin haben wir in Kastania Rast gemacht. Der Ort liegt auf 1010 Hm und war, bevor die Autobahn gebaut wurde, ein Rastort für die Reisenden zwischen West Makedonien und Thessaloniki. Wir haben hier die ersten griechischen Gerichte und den ersten griechischen Kaffee genossen.
Samarina ist ein kleiner Ort im Pindosgebirge, ziemlich abgelegen und im Winter wenig bewohnt. Es ist das höchstgelegene Dorf des Balkans und liegt 1380–1515m hoch, an den Füßen des Smolikas. Samarina war früher eine Alm. Die Schäfer haben sich dort für die Sommersaison ihre Hütten gebaut. Nach und nach wurde ein Ferienort daraus, in dem Familien im Sommer Ruhe, Abkühlung und Erholung finden. In Winter ist der Ort fast leer, mit ca. 45 Menschen überwintert das Dorf, wogegen es im Sommer sehr belebt ist. Ca. 400 Einwohner, Familien mit Kindern, verbringen hier ihre Ferien.
Dann werden die Tavernen und Handwerksläden des Dorfes, die meisten liegen am Dorfplatz, betrieben und erzielen gute Geschäfte. Für uns war es eine sehr ruhige Oase zur Erholung. Keine Geräusche der Zivilisation waren zu hören. Unsere Unterkunft war am Rande des Dorfes, gut gelegen mit schöner Aussicht auf die verschneiten Berge.
Sonntag sind wir bis nach Furka gefahren, wo unsere erste Wanderung begann. Furka ist ein Ort ca. 30 Minuten Autofahrt von Samarina entfernt. Der Berg Tabouri sollte heute bestiegen werden. Es war ein schöner, sonniger Tag. Zwischen Weiden, besät mit Blumen und Eichenwäldern haben wir unseren ersten Gipfel erreicht. Von da oben hatten wir eine super schöne Aussicht, sowohl auf Smolikas als auch auf andere Berge, die in dieser Region reichlich zu finden sind. Sogar Gramos, das Gebirge zwischen Griechenland und Albanien war mit den schönen, schneebedeckten Gipfeln zu sehen.
Oben angekommen haben wir nach dem Fotografieren und Bestaunen eine Rast gemacht und unseren,  aus dem Hotel mitgebrachtes Proviant verzehrt. Wir durften nämlich alles was auf dem Frühstücktisch lag mitnehmen. Das war genial!

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Nach dem Abstieg, gab es ein kühles Alfa Bier am Dorfplatz und jede Menge Mezedes, kleine Vorspeisen. Abends haben wir uns entschieden im Hotel ein Glas Wein zu trinken. Der Abend wurde für vier von uns witzig und lang. Wir haben bis spät in die Nacht getanzt. Leider haben wir dem Wirt unseren Gipfelschnaps zum Probieren gegeben. Der hat ihm so gut geschmeckt, dass der leckere Obstler schnell weg war und wir uns fragten, ob wir am nächsten Morgen wohl Frühstück bekämen.
Am Tag darauf stand der Smolikas, Höhe:2637m, auf dem Programm. Wir haben uns entschieden von Samarina aus auf den Berg zu laufen. Der Weg zum Gipfel lief durch einen Tannenwald und war bis zur Schneegrenze sehr gut beschildert. Dann lagen die meisten Schilder im Schnee und es wurde ein schwieriger den Weg zu finden. Der Schnee war sehr hoch und das Gehen beschwerlich. Wir haben eingesehen, dass der Gipfel vom Smolikas unter diesen Bedingungen nicht zu erreichen ist und entschieden uns den Gipfel des Bogthani zu besteigen. Der liegt ca. 300 Hm tiefer als der Smolikas. Es war eine tolle Wanderung und wir hatten eine sehr schöne Aussicht. Die schneebedeckten Berge waren alle Drumherum.

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Unsere Rast auf dem sonnigen Gipfel war wieder lecker. Dann kam der Abstieg und wir landeten am Dorfplatz. An diesem Tag sind wir bis in die Nacht in der Taverna geblieben. Wir haben einen tollen Abend erlebt. Am Anfang wurde griechische Musik gespielt und auch die Wirtin hat mit uns getanzt. Später haben für uns der Sohn Kostas und Ilijas, der einzige andere Gast der Taverna, einen Chasapiko getanzt. Ilijas hatte an diesem Tag Geburtstag und hat uns eine Karaffe Wein ausgegeben. Er wurde schnell zu uns an den Tisch geholt und natürlich eingeladen. Ilijas kommt aus Albanien und lebt seit 12 Jahren in Samarias. Er spricht sehr gut griechisch und hat sich den griechischen Bräuchen und dem griechischen Leben gut angepasst. Ein sehr netter, junger Mann. Wir haben den ganzen Abend alle zusammen getanzt, ganz gleich ob Bauchtanz, Syrtaki oder andere Tänze. Wir hatten riesen Spaß. Später wurden auch internationale Lieder der 80er gespielt.
Dienstag sind wir bei anhaltend sonnigem Wetter Richtung Asproula gefahren. Wir entschieden uns nicht die Autobahn zu nehmen und sind durch das Gebirge gefahren. Die Reise verlief durch schmale einsame Serpentinen, ohne Verkehr (abgesehen von Schildkröten), durch Wälder, über Berge und Täler, neben Flüssen und an Dörfern vorbei. Wir haben fast 3 Stunden gebraucht um mit ganz tollen Eindrücken anzukommen.
Im Haus meiner Eltern hat uns meine Schwester empfangen und wir haben zusammen zu Mittag gegessen. Es gab Dicke-Bohnen, Weinbergschnecken, Schafskäse und Keftedes mit einem frischen Salat aus dem Garten. Einquartiert haben wir uns in dem Haus meines Onkels nebenan, dass, wie so viele Häuser in dem Dorf, leer steht.
Den Nachmittag verbrachten wir in Kastoria, einem Städtchen am gleichnamigen See. Wir sind an der Promenade spazieren gegangen und haben die vielen Schwäne und Pelikane des Sees begrüßt. Und auch da, in einem wildbewachsenen Garten, haben wir Schildkröten angetroffen. In der Taverna „Ladokolla“ ließen wir den Abend ausklingeln.

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Mittwoch nahmen wir uns eine Wanderung um das Dorf Asproula vor. Wir hatten die Tour aus Google Maps in Papierform mitgenommen und sind mit Erklärungen meiner Schwester losgegangen. Nach der Überquerung des ersten Baches gelangten wir an eine Anhöhe auf der sich eine kleine Kapelle befand. Von dort aus beguckten wir die umliegenden Hügel. Unglaublicherweise konnten wir beobachten wie eine Braunbärin mit ihrem Kleinen gegenüber von uns den Wald verließ und um den Hügel lief. Wir waren überwältig so etwas in der freien Natur zu sehen.

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Durch den Eichenwald „Kuventari“ und über viele Hügel, Felder, Wiesen und zuletzt durch einen Bach watend waren wir nach ca. 8 Stunden Wanderung mit 1300 Höhenmetern erschöpft, aber sehr zufrieden zurück im Dorf.
Für den nächsten Tag wurde ein Lammbraten vorbereitet und draußen auf dem Hof am Spieß gedreht. Das Lamm wurde für ca. 4 Stunden mit einem kleinen Motor über heißer Kohle gegrillt. Das Grillgehäuse war ein halb aufgeschnittenes Fass. Daneben wurde ein großes Feuer gemacht, damit immer wieder neue Kohle beigegeben werden konnte. In der Zwischenzeit haben wir unsere Abends-Knabber-Nüsse vorbereitet. Uns wurde ein großer Eimer mit Mandeln zum Knacken hingestellt, und alle hatten beim Nussknacken Spaß!
Das Essen hat mal wieder wunderbar geschmeckt! Die große Tafel wurde, wie sonst auch, im Hof angerichtet und wir haben draußen gegessen. Mmhh! Lecker!

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Mit einem entspannten, weinreichen Abend haben wir auch diesen Tag perfekt ausklingeln lassen.
Der letzte Wandertag war für den Anstieg auf den Bergs Askio, regional genannt Siniatsiko, vorgesehen. Wir sind in den Ort Namata gefahren und haben von dort aus den Weg zum Gipfel genommen. Der Anstieg war sehr abwechslungsreich. Schöne Wege, nette Rastplätze und Zwischengipfel. Der Askio Gipfel ist 2111 Meter hoch. Vier verschiedene Sektionsbücher für Eintragungen waren da. Diese haben wir natürlich brav ausgefüllt!

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Der Abstieg war ziemlich steil, weil wir eine Abkürzung genommen haben. Diese verlief erst durch ein Schneefeld, dann ein Teil mit Schotter, bis wir an einen schönen Wanderweg gekommen sind, der uns nach Namata zurück brachte. Der Mann den wir morgens nach den Weg fragten, stellte sich als Grieche, der in Deutschland lebte und hier nur den Sommer verbrachte, vor. Es war ziemlich witzig, weil er mit mir zunächst Griechisch sprach und beim Aufschnappen der ersten deutschen Worte aufblühte und sich sehr freute die „Deutschen“ in seiner Heimat zu sehen. Wir wurden für das nächste Jahr eingeladenJ!
Das kalte Bier stand diesmal im nächsten Ort Vlasti bereit, wo wir es draußen auf dem Dorfplatz unter den Platanen genossen, genau wie das Essen und den Ouzo.
Samstag, nach einem kurz gehaltenen Frühstück mit Ei-Brot und mit Schafskäse gefüllten Blätterteigschnecken (Pita), sind wir nach Thessaloniki zum Flughafen zurückgefahren und haben den Rückflug nach Düsseldorf angetreten.
Es war eine sehr schöne Reise im Herzen Griechenlands. Ruhige, abgelegene Dörfer, einsame Wege, wunderschöne Landschaften, viele, fast verlassene Orte, einfache, zugängliche, gastfreundliche Menschen, wunderbares Essen, guter Wein, leckeres Bier und Tsipouro. Tsipouro ist der Schnaps der in Griechenland gewöhnlich getrunken wird. Dieser war nicht für alle von uns „der Schnaps“ aber mit Ouzo waren wir auch gut bedient! 2018.05.30 Griechenland Bild 9
Eine gelungene Reise! Die Machen wir mal wieder!

Anthula