Sulden, das kleine Bergdorf in Südtirol war dieses Jahr unser Ausgangsort für eine geplante Hochtour auf den Ortler. Wenn man den Fernpass hinter sich gelassen hat und am Reschensee den im Wasser versunkenen Kirchturm betrachtet hat, sticht er einem sofort ins Auge. Er ist mit 3.905 Metern der höchste Berg Südtirols.

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Nach einer kurzen Ortsbesichtigung von Sulden und Besuch des Messner Mountain Museums „Ortles“ planten wir unsere Eingehtouren von der Düsseldorfer Hütte aus. Vorher kehrten wir im Restaurant „Yak& Yeti“ ein, um diese selten angebotenen Yak-Spezialitäten zu probieren. Reinhold Messner hat vor einigen Jahren eine kleine Herde Yaks hier sesshaft gemacht und führt sie im Frühjahr selbst auf die Sommerweiden im Bereich der Schaubachhütte.
Die Düsseldorfer Hütte liegt auf 2721m und ist Ausgangspunkt u.a. für die Vertainspitze, Hinteres Schöneck, Große und Kleine Angelusspitze  und Tschengelser Hochwand.
Die erste Tour führte uns auf die Kleine Angelusspitze. Ein Pfad schlängelt sich an kleinen Seen vorbei, später über Schotter und Schneefelder weiter ins Hinterland. Der Schlussanstieg über ein kleines Schneefeld Richtung Gipfel war mit bis zu 40 Grad überraschend steil, aber mit Pickel und Steigeisen gut zu bewältigen. Ohne Steigeisen dann zum Gipfel auf 3315m.
Am nächsten Tag ging es über das Hintere Schöneck (3128m) zurück nach Sulden.

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Das Wetter meinte es weiterhin gut mit uns und so stiegen wir nach Betrachten des Yak-Auftriebs am nächsten Tag zur Payer Hütte (3029m) auf, dem Ausgangspunkt der Normalroute auf den Ortler.
Die ersten Höhenmeter übernahm der Langensteinlift und nach einer Trinkpause auf der Tabarettahütte (2556m) erreichten wir die Payer Hütte. In der Nachmittagssonne konnten wir bei bester Aussicht unser Hüttenbierchen genießen. Die Hütte hatte erst vor ein paar Tagen geöffnet und so war es angenehm ruhig. Kein Gedränge, alles sehr entspannt. So war auch mit Wartezeiten an den Schlüsselstellen der Aufstiegsroute nicht zu rechnen.
Der Wetterbericht versprach für den nächsten Tag erst am Spätnachmittag eine Verschlechterung und so packten wir unseren Rucksack für die Ortlerbesteigung.
04:30 Frühstück, 05:00 Uhr Start bei minus 2 Grad und klarem Himmel. In der Morgendämmerung konnten wir auf unsere Stirnlampen verzichten.
Auf gut sichtbaren Steigspuren führt der Pfad zu einer Scharte an der Tabarettaspitze, hier muss kurz abgeklettert (IIer Gelände) werden. In ständigen Auf und Ab geht es dann bis zum Tschierfeckwandl. Diese ca. 60m hohe und recht steile Wand ist die Schlüsselstelle und wird als IIIer-Klettergelände mit Ketten und Stiften beschrieben. Und auch danach ist absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich. Es folgen einige ungesicherte IIer-Stellen.
Dann geht es ins Eis. Der Aufstieg Richtung Bivacco Lombardi (Notunterkunft) führt über einen bis zu 35° steilen Hang. Danach wird es etwas flacher. Ein letzter Steilaufschwung (40 Grad)

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und dann betritt man das Ortlerplatt. Im Sommer sind hier Leitern angebracht, um diese Stelle zu entschärfen.
Hier oben schwenkte mein Blick Immer häufiger nach Osten. Die angekündigte Wetterverschlechterung kam deutlich zu früh. Eine kompakte Wolkenwand bewegte sich langsam auf uns zu und erreichte uns auf 3750m Höhe. Die Sicht wurde schlecht. Da gab es nichts zu überlegen. Auch wenn das Gipfelkreuz in greifbarer Nähe war, ein sicherer Abstieg war wichtiger. Die anderen Seilschaften, die mit uns am Berg waren kehrten auch um. Noch einmal war für den Rückweg höchste Konzentration erforderlich. Mit gegenseitiger Seilsicherung stiegen wir vom Plateau ab. Später im Fels und mit besserer Sicht fanden wir den Rückweg abwechslungsreich. Abklettern, abseilen und ein kurzer Gegenanstieg im IIer-Gelände brachte uns der Hütte schnell näher. Auch wenn uns der Gipfel verwehrt wurde, war es doch ein schönes Bergabenteuer.
Der für den nächsten Tag geplante Tabaretta-Klettersteig war dann auch nicht zu machen. Es hatte geregnet und im nassen Fels ist dieser schwierige Steig (Stellen D/ E) nicht zu empfehlen.
Unser Plan B führte uns so auf die Schaubachhütte und mit der Besteigung der Schöntaufspitze endete diese Bergwoche. Von hier oben hatten wir noch einmal einen schönen Blick auf die gegenüber liegende Königspitze, den Mt. Zebru  und den Ortler.


Eyleen/Fred